Geht nicht, gibt’s doch

Immer wieder lese ich irgendwelche Bewertungen im Internet, die das gekaufte Produkt als gänzlich unbrauchbar abstempeln. „Kam an, ging nicht, sofort zurückgeschickt“ steht dann da. Oder: „Funktioniert überhaupt nicht.“ Und manchmal steht da auch nur ein Wort über das Produkt: „Schrott“ – verbunden mit der 15mal längeren Aussage: „Man muss leider mindestens einen Stern geben. Wenn ich könnte, hätte ich NULL Sterne gegeben“

produktbewertung

Himmel Herrgott, wenn Du Hirni schon Zeit für diese 15 Worte hast, dann hättest Du die dafür geopferte Zeit ja wenigstens nutzen können, um mir zu erklären, WAS denn an dem Produkt „Schrott“ ist. Dann hätte ich gewusst, ob das auch für mich ein Problem wird. So kann ich nur raten. Ist es das Material? Die Verarbeitung? Die Bedienung? Oder passt einfach nur die Farbe nicht zu Deiner gehäkelten Strickdecke auf dem Sofa (vielleicht aber zu meiner)?

Produktbewertungen sind für zwei Dinge da. Einmal, um Hersteller von tollen Produkten zu loben und deren Geschäft anzukurbeln. Da kann auch mal ein Wort wie „Super“ genügen, wenn die vom Anbieter ausreichend selbst beschriebenen Merkmale des Produktes zutreffen. Schlechte Bewertungen sind andererseits dazu da, jemanden vor einem Fehlkauf zu warnen. Dazu muss man aber Probleme und Mängel etwas differenzierter erläutern. Das tun die Hersteller selbst nämlich nicht in ihrer Produktbeschreibung. Der Fairness halber sollte man das aber in einer Ausführlichkeit tun, die zwei Dinge erlaubt: a) andere Kunden können das Produkt nun besser einschätzen und b) der Hersteller kann von der Rückmeldung seiner Kunden lernen und das Produkt verbessern. Ein Wort wie „Schrott“ hilft dabei niemandem.

Zum Glück gibt es aber auch Menschen, die sich richtig Mühe bei Produktbeurteilungen geben. Manche übertreiben es sogar und beschreiben gar das Aufreißen der Verpackung. Aber: Danke! Ihr helft mir zu erkennen, ob Produkte billig oder preisgünstig sind – und ob sie was aushalten. Natürlich bekommt man auch mal ein Montagsgerät oder es ist ein Fehler unterlaufen, aber keine Firma produziert absichtlich Schrott, also Sachen, die „gar nie nicht“ funktionieren sollen. Was sollte das auch für Sinn ergeben, in einem Land mit 14 Tagen Rückgaberecht.

Obwohl, ein Produkt gibt es, das noch nie funktioniert hat und trotzdem seit Jahrzehnten millionenfach verkauft wird: nicht-saugende „Papier“-Servietten für italienische Eisdielen.


Fotonachweis: Smiley: reeel via Fotolia // Eis: Kzenon via Fotolia

2 Kommentare zu “Geht nicht, gibt’s doch

  1. Absolut richtig –
    DAS frage ich mich auch schon jahrelang, welchen „Zweck“ diese Servietten erfüllen könnten ……. ;-)
    Sehr guter Artikel übrigens – klasse geschrieben – wie so viele andere auch!
    Website (leider) heute erst „entdeckt“ – aber sehr lesenswert!
    Genauso wie jeder einzelne Beitrag bei SternTV –
    anschauen von Schrödel-Beiträgen ist da für mich Pflichtprogramm!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.