Mach keine Faxen! Die Telekom killt das FAX-Gerät

Früher, wenn man etwas kündigen wollte – ein Zeitschriftenabo zum Beispiel – dann musste man einen Brief schreiben. Am besten per Einschreiben und grundsätzlich ein paar Tage vor dem letzten Kündigungstag. Schließlich brauchte auch die Post noch zwei bis drei Tage. Das war lästig und hat bestimmt nicht nur bei mir mal zu der Situation geführt, dass jemand den Stichtag überschritten hat – und man dann noch ein halbes Jahr lang die „Popcorn“ oder die „Bravo“ geliefert bekam, obwohl man alle Tricks von Dr. Sommer schon längst erfolglos ausprobiert hat.

Absurdes zum Anfang

Doch dann machte die Menschheit einen riesigen Sprung in der Evolution. Das FAX-Gerät kam auf den Markt. 1979 wurde der Dienst von der damaligen Bundespost offiziell in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt und 1985 gab es schon 17.533 FAX-Geräte. Diese genaue Zahl kann das Fernmeldetechnische Zentralamt in Darmstadt liefern, weil man damals alle FAX-Geräte anschließen und registrieren lassen musste. Bis 1992 war es sogar nur bestimmten Technikern erlaubt, die Absenderkennung, die oben auf dem FAX aufgedruckt wird,  in das FAX-Gerät einzuprogrammieren – und bei einem Eintrag in das Telefonbuch erfolgte sogar noch ein Crosscheck dieser Nummer. Das heimliche Ändern der Nummer wurde dadurch verhindert, dass das entsprechende Menü nur durch eine geheime Tastenkombination aufrufbar war, die natürlich nicht im Handbuch stand.

(Security through obscurity – Sicherheit durch Unwissenheit).

Damals, als es noch so wenig FAX-Geräte gab, war es wichtig, jemanden zu kennen, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der Chefsekretärin ist. Nur so konnte man gegen eine Schachtel „Merci“ mal ein FAX in die USA schicken lassen.

Durchsetzungsvermögen

Das änderte sich erst, als analoge Modems auch für zu Hause erschwinglich wurden. Diese Modems konnten nämlich – ein entsprechendes PC-Programm vorausgesetzt – nicht nur zur Einwahl in elektronische schwarze Bretter (Bulletin Boards, BBS) genutzt werden, sondern auch FAXe schicken und empfangen. Mit sagenhaften 14.4kbit, da dauerte ne DIN A4 Seite gerademal ein paar Minuten. Mein Computer lief damals Tag und Nacht … schließlich hätte ja jemand ein FAX schicken können. Ist nur nie passiert.

Ach ja, das gute alte FAX. Dumm war es nur, wenn sich jemand verwählte, weil die FAX-Geräte es dann alle 5 Minuten erneut versuchten und die meisten nur eine Leitung bzw Telefonnummer hatte. Wenn es klingelte konnte daher niemand wissen, ob jetzt jemand anrief oder ein Faksimile schicken wollte – und dann pfiff es einem in bester Tinitus-Manier ins Ohr.

Das änderte sich erst, als immer mehr Haushalte ISDN bekamen und damit eine eigene Nummer für das FAX-Gerät hatten. Mittlerweile hatten auch viele ein FAX zu Hause, weil es die Hersteller schafften, das sündhaft teure Thermopapier abzulösen und Multifunktions-Drucker mit FAX-Funktion und Normalpapier verkauften.

Absurdes zum Ende

Mittlerweile, Email sei Dank, hat das FAX jedoch weitgehend ausgedient. Ich habe – abgesehen von ungewollter Werbung für Teleskopleitern und Blitzer-Warnern – schon ewig kein FAX mehr bekommen. Der Telekom geht es ähnlich. Wegen andauernd rückläufigen Zahlen bei den eingehenden FAXen hat die Telekom die Faxen nun dicke und hat die FAX-Nummer des Kundendienstes kürzlich komplett abgeschaltet. Wer kündigen möchte – oder eine Störung seines Internet-Anschlusses hat – soll am besten eine Mail schreiben oder ein Formular auf der Webseite ausfüllen sagt sie. Äh, Moment mal …. bei einer Internetstörung … ein Formular auf der Webseite … ???

Kein FAX-Gerät mehr bei der Telekom


Ich wünsche Ihnen erholsame Weihnachtstage und einen guten Rutsch. Schauen Sie doch mal einen guten Film. „Almost famous“ zum Beispiel. Da kriegt ein Junge echt Probleme, weil das FAX erfunden wurde!

5 Kommentare zu “Mach keine Faxen! Die Telekom killt das FAX-Gerät

  1. Hallo Tobi,

    nur nicht nur bei sich schafft die Telekom das Fax ab. Auch die neuen ALL-IP Anschlüsse helfen da mit. Denn hier wird es machmal zum Glückspiel, ob eine Faxübertragung sauber funktioniert.*

    Dennoch kenne ich genügend Leute, die auf ein Faxgerät bestehen. In manchen Bereichen gilt das Fax immernoch als einzig zuverlässige (=beweisebare) Übermittung. z.B. bei Anwälten und Ärzten.

    Frohe Weihnachten und ein guten Rutsch.

    Klaus

    * G.711 ist für Fax eigentlich nicht vorgesehen und T.38 unterstützten auch nur die wenigsten Anbieter.

  2. Ich würde nie auf die Idee kommen, eine Störung per Fax zu melden und ich kann mir auch nicht vorstellen, das dies irgendjemand macht. Für mich nur nachvollziehbar, das dies eingestellt wurde.

    Nichtsdestotrotz bin ich großer Fan vom Telefax. Ich nutze es regelmäßig. Ist billiger als ein Brief (dank Flatrate) und man hat „nachweisbar“ übermittelt. Hat die gleiche Rechtswirksamkeit wie ein Einschreiben.

    • Naja, sagen wir mal so. Die Chancen, dass ein Richter einen qualifizierten Sendebericht als Nachweis anerkennt sind wohl höher als dass er es bei einer Delivery Status Notification einer E-Mail tut.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fax#Sendebericht
      Dafür hat man ja DE-Mail erfunden bzw. den E-Post-Brief.

      Solange Telefon und und Internet zwei getrennte Dienste sind, könnte man durchaus auf die Idee kommen eine DSL-Störung per Fax zu melden. Das Fax landet dann auch wie ein Anruf bei einem Callcenter-Mitarbeiter, der es in ein Störungsticket umwandelt. Genauso wie die per Onlineformular gemeldete Störung (diesen Weg nutze ich sehr gerne, dann muss ich nämlich meinem Gegenüber nicht lange erklären, was er/sie tun soll, sondern schreibe einfach was ich will).

      Das die Telekom ihre Faxnummer abgestellt hat könnte auch damit zutun haben, dass sie befürchten, dass die Übertragung mal doch nicht sauber klappt und der Kunde dann erst recht (und zurecht) sauer ist.

      PS@Tobi: Kannst Du die Schriftgröße in den Kommentaren etwas reduzieren. Das ist ja für Blinde ;-)

      • Die Befürchtung hätten sie dann wohl schon früher gehabt. Außerdem bemerkt das Gerät, wenn die Übertragung nicht funktioniert hat. Das ist also mit Sicherheit nicht der Grund.

        Es wird schlicht und einfach so sein, das niemand Störungen per Fax meldet. Und alles andere geht auch besser/schneller/einfacher per Anruf, eMail oder Webformular.

      • DE-Mail ist extremst gefährlich für denjenigen der so bescheuert ist und das einrichtet.
        Ich empfehle hier mal einen Vortrag „Bullshit made in Germany“

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